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Bürgermeisterin Antje Runge zieht eine erste Bilanz



Morgen, am 22. Januar 2022, ist Oberursels Bürgermeisterin Antje Runge 100 Tage im Amt. In einem Pressegespräch resümiert sie die ersten Monate ihrer Arbeit und stellt dar, was sie bereits angepackt hat.


„Die ersten 100 Tage sind rasend schnell mit Antritts­besuchen, Kennenlernen und ersten konkreten Schritten bei meinen Schwerpunkten vergangen. Vor allem die Vielfalt macht mir große Freude. Seit Herbst lerne ich täglich neue Menschen kennen, die sich für Oberursel einsetzen, besuche die Bereiche im Rathaus, hospitiere in der Kita, bin auf Vereinstour oder tausche mich bei Unternehmensgesprächen oder beispielsweise einem Besuch der Oberurseler Werkstätten aus. Rund 50 Gespräche außerhalb der Verwaltung habe ich digital oder in Präsenz seit Oktober geführt. Der Beruf als Bürgermeisterin ist so, wie ich es erwartet habe: Es gibt viel zu tun, aber auch einen starken gemeinsamen Willen und große Unterstützung der Oberurseler bei der Gestaltung unserer Stadt“, so Bürgermeisterin Antje Runge.

Akut steht die Bekämpfung der Pandemie für die Bürgermeisterin an erster Stelle: „Auf Corona habe ich von Anfang an reagieren müssen, eine Aufgabe die auch künftig große Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen wird. Seit November stellen wir das Rathaus dem mobilen Impfteam der Hochtaunus-Kliniken zur Verfügung und es haben sich bereits fast 1.400 Bürgerinnen und Bürger hier gegen Covid19 impfen lassen. Des­halb werden wir auch zukünftig die Impfungen anbieten. Die Samstagstermine für Februar stehen bereits fest und wir sind gerade dabei, darüber mehrsprachig zu informieren. Meine eigene Corona-Erkrankung im November hat gezeigt, dass die Symptome durch die Impfung zumindest gemildert waren und keine Nach­wirkungen geblieben sind. Seit letzter Woche ist der Hochtaunuskreis „Corona-Hotspot“ und wir müssen jetzt alles daransetzen, die Corona-Welle zu stoppen, damit unser Alltag wieder stattfinden kann, das Gesundheits- und Bildungswesen funktioniert, Gastronomie und Einzelhandel überleben. Die Spaltung der Gesellschaft darf nicht durch einzelne voran­getrieben werden, und jetzt geht es um die ge­meinsame Verantwortung von uns allen.“ Besonders bedankt sich die Bürgermeisterin bei den Ehrenamtlichen des Netzwerk Bürger­engagement Oberursel (NBO), die auf ihre Frage hin, sofort eingesprungen sind und jede Woche die Wartenden beim Impfen mit Heiß­getränken versorgen und auch organisatorisch die Aktion unterstützen – das ist typisch für das „Wir-Gefühl“ in Oberursel.

Innenstadtentwicklung – funktionierende Stadtteile

Antje Runge ist angetreten, um Oberursel als Stand­ort zu stärken. „Wir müssen die Innenstadt vom Bahnhof bis zur Altstadt mit einem interessanten Warensortiment und einer ansprechenden Aufent­haltsqualität so aufstellen, dass die Menschen sich wohlfühlen“, so die Bürgermeisterin. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung wurden jetzt drei Freiraum­büros eingeladen, bis März 2022 für jeweils zwei Plätze oder Wege Ideen zu entwickeln. Im nächsten Schritt wird ein Dialogforum aus Verwaltung, Politik, fokus O, der Lokalen Klimainitiative LOK e.V. und der Initiative Oase am Urselbach zusammentreten, um mit Bürgerbeteiligung ein ganzheitliches Konzept mit mehr Grün, flexibler Möblierung zum Treffen und Entspannen, Spielemöglichkeiten für Kinder oder auch Wasserelementen auf den Weg zu bringen. Im Frühling sind hierzu öffentliche Stadtspaziergänge und Workshops geplant, erste Maßnahmen sollen ab Herbst dieses Jahres umgesetzt werden.

Dass die Innenstadt im Wandel ist, sieht man derzeit an Leerständen überall dort, wo bald neue Häuser marode Altbauten ersetzen werden. Die Bürger­meisterin ergreift die Initiative „Kultur trifft Leerstand“, um dem Eindruck leerstehender Ladengeschäfte entgegenzuwirken und durch neue Ideen mehr Menschen in die Innenstadt zu bringen. Sie hat dabei Oberurseler Künstlerinnen und Künstler gewonnen, die Schaufenster mit Kunst zu dekorieren. Am letzten Wochenende wurde so die Glasfront neben der früheren Stadtschenke in der Vorstadt durch die Künstlergemeinschaft PrismO des Kulturkreis Ober­ursel e.V. neu gestaltet, in der nächsten Woche folgt eine Ausstellung in dem ehemaligen Presente-Laden. Gerade in der Pandemie fehlt es oft an Ausstellungsmöglichkeiten. Kunst und Kultur sind dabei aufwertende Faktoren für die Innenstadt und damit auch ein positiver Faktor für Immobilien­besitzer durch die Belebung der Innenstadt.

Für den alten Marktplatz hat die Bürgermeisterin ein Konzept erstellt, um den Samstags-Wochenmarkt im Sinne eines Zwei-Standortkonzeptes zu erweitern. Dieser soll das momentane Angebot des Marktes auf dem Epinay-Platz ergänzen und damit die Gassen der Altstadt wiederbeleben und den örtlichen Handel unterstützen. Anfang dieser Woche hat sie ihre Vorstellungen für einen nachhaltigen, plastikfreien Markt mit regionalen Erzeugerprodukten in Bio­qualität, einem gastronomischen Angebot und be­sonderem Programm durch Vorführungen wie Schaukeltern oder Kulturangeboten der Oberurseler Vereine präsentiert. Eingeladen waren Anwohner, Marktbetreiber und der ansässige Einzelhandel, vertreten durch den Fokus O. Die Planungen und das Einbeziehen der Betroffenen wurden von allen sehr positiv aufgenommen. Nun diskutiert die Politik die Vorschläge.

Da durch die Corona-Pandemie Online-Plattformen zum Einkaufen immer stärken werden, wird das städtische Portal ‚Heimvorteil Oberursel‘ weiter ausgebaut, auch ein Lieferservice ist in Planung. Erstmalig konnte auf der Plattform ein digitaler Weihnachtsmarkt eingerichtet werden und viele Oberurseler haben das Angebot gerne genutzt.

Zur Zukunft der Innenstadt gehört auch das Rathaus, das nach Meinung der Bürgermeisterin in die Mitte der Stadt, gut erreichbar für alle Bürgerinnen und Bürger, gehört. Eine Woche vor Amtsantritt der Bürgermeisterin stellte sich heraus, dass die geplante Sanierung durch bisher unbekannte Mängel – so ist beispielsweise die Fassade des Rathauses nicht mehr tragfähig – und ungeheuer gestiegene Baupreise nicht mehr haltbar ist. Gemeinsam mit der Verwaltung und dem BSO hat die Bürgermeisterin durch intensive Arbeit die Zahlen und Fakten zusammengestellt und eine gemeinsame Abstim­mung mit dem Magistrat und allen Fraktionen organi­siert. So ist es diese Woche gelungen, dass in den Ausschüssen der Weg frei für eine neue Planung gemacht wurde. Die Entscheidung für eine Kernsanierung oder einen Rathausneubau wird nun bis Sommer vorbereitet. Klar ist dabei, dass die Mit­arbeitenden der Verwaltung während der Baustelle nicht wie bisher geplant im Rathaus verbleiben können, auch weil der barrierefreie Zugang für Bürgerinnen und Bürger eine unabdingbare Voraus­setzung ist. „Ich bedanke mich für die kollegiale Zusammenarbeit mit den Fraktionen, die gemein­schaftlich diese nicht aufschiebbare Entscheidung getroffen haben“, fasst die Bürgermeisterin zusam­men.

Genauso wichtig wie eine lebendige Innenstadt sind für Runge funktionierende Stadtteile. Ein gutes Beispiel ist für sie der Oberurseler Norden. Im Dornbach Center ist es durch das Engagement der Wirtschaftsförderung gelungen, dass dieses Jahr alle Leerstände beendet werden. Unterschiedliche Geschäfte und Gastronomie werden eröffnen, gera­de ist ein Corona-Testcenter an den Start gegangen und durch die Eröffnung des Aldi-Markts wird die Nahversorgung in dem beliebten Wohngebiet wieder sichergestellt. Als nächstes wird die Platzverschö­nerung in den Blick genommen. Die ortsansässigen Geschäftsleute und die Eigentümer des Platzes sowie der Ortsbeirat Nord haben dafür bereits ihr Interesse signalisiert. Im Frühjahr wird die Bürgermeisterin daher alle Interessierten zu einem Quartiers-Dialog einladen.

Nachhaltigkeit und Digitalisierung


Klimaschutz beginnt auf der kommunalen Ebene und ist für die Bürgermeisterin eine Herzensange­legenheit. Dabei wirbt sie insbesondere für den Ausbau von Photovoltaik, um die lokale Energie­wende voranzubringen. Von Beginn an ist Runge beim bundesweiten „Wattbewerb“ engagiert, mit dem Ziel die installierte Photovoltaik-Leistung in Ober­ursel zu verdoppeln. Gemeinsam mit dem Klima­schutzbeauftragen, welcher der Bürgermeisterin aufgrund der Querschnittsaufgabe direkt zugeordnet ist, arbeitet sie beim Wattbewerb eng mit dem Verein LOK zusammen. Seit Dezember bieten beide gemeinsam im Rathaus 16 Mal im Monat eine Bürgerberatung an, um über die Möglichkeiten für die private Solaranlage zu informieren. Da die Angebote durchgehend komplett ausgebucht sind, werden nun weitere 13 ehrenamtliche Energieberater ausge­bildet, um den Bürgerinnen und Bürgern kompetent zur Seite zu stehen. Um über die Möglichkeiten zu informieren, gehen die Kooperation von Stadt und LOK auch ungewöhnliche Wege: Bei einer „Solar-Party“, ein Format ähnlich einer Tupperparty für Photovoltaik, haben sich rund 40 Oberurselerinnen und Oberurseler eine Anlage in Weißkirchen angeschaut und wurden vor Ort beraten. Der Einsatz von Solarenergie ist für die Bürgermeisterin auch das Ziel bei kommunalen Neubauten und für Vereine, Bildungseinrichtungen und Unternehmen, die die Ver­waltung bei diesem Vorhaben beratend unterstützt. In aktuellen Gesprächen mit dem städtischen Eigenbetrieb BSO und den Stadtwerken Oberursel werden hierzu Objekte definiert und ausgerüstet.

Expertinnen und Experten zur Beratung einzubinden ist typisch für die Arbeitsweise von Runge, der das WIR in Oberursel wichtig ist. Gerade hat sie den Digitalrat gegründet, der aus zwölf Fachleuten unter der Leitung der Bürgermeisterin die Stadt zur Smart City weiterentwickeln will. Auch bei der Digitali­sierung steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund, um die kommunale Infrastruktur (wie Energie, Gebäude, Verkehr, Wasser, Abwasser) ressourcenschonend aufzustellen. Bei der Erarbeitung der digitalen Strate­gie werden Bürgerinnen und Bürger durch Dialog­formate eingebunden, für 2022 sind bis zu vier Veranstaltungen geplant.

Aktuell bereitet die Bürgermeisterin die Gründung eines zweiten Netzwerks, den Klimarat, vor. Hier sollen Expertinnen und Experten aus der Verwaltung sowie den städtischen Gesellschaften, Klima­aktivisten, Bürgerschaft und Vereinen ebenfalls ergebnisoffen beraten und das große in Oberursel vorhandene Wissen hinzugezogen werden. „Wichtig ist, dass wir bei allen unseren Handlungen die Klimarelevanz im Auge haben. Wir können nur dann zu einer klimaneutralen Kommune werden, wenn die breite Zivilgesellschaft beteiligt wird. Erfolgreicher Klimaschutz geht nur gemeinsam“, zeigt sich die Bürgermeisterin überzeugt.

Miteinander für Oberursel

Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zieht sich durch alle Projekte, die die Bürgermeisterin angestoßen hat. Denn von Dialog und Austausch können alle enorm profitieren. Auch die erste Bürgermeisterin-Sprechstunde hat zu Anfang des Jahres stattgefunden und soll zukünftig regelmäßig fortgeführt werden. Neu dabei ist, dass die Sprechstunden in Präsenz im Rathaus, aber auch in den Ortsteilen stattfinden werden. Unterschiedliche Formate sollen dabei jung und alt einbinden, eine Sprechstunde ist auch telefonisch oder als Live-Chat möglich. Aber auch via Facebook oder Instagram können Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen an die Bürgermeisterin richten. Derzeit ist eine Stelle für Bürgerbeteiligung ausgeschrieben, die direkt in ihrem Büro angesiedelt ist, um ein neues Konzept für Bürgerbeteiligung aufzustellen, um die Stadtgesell­schaft noch mehr in die Entscheidungen einzu­binden.

Für das Gelingen des sozialen Zusammenlebens ist der Bürgermeisterin insbesondere die Integration wichtig. Im Zuge der Flüchtlingshilfe wurde 2014 erstmals das Thema Integrationsmanagement in die städtische Verwaltungsarbeit eingeführt und ein koordiniertes Integrationsnetzwerk geschaffen. Diese Arbeit will Runge ausbauen: „Zum Miteinander in Oberursel gehört, dass wir eine multikulturelle, multireligiöse und weltoffene Stadt sind. Die gesellschaftliche Integration wird in Oberursel be­wusst gelebt, Rassismus und Ausgrenzung haben hier keinen Platz. Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt weiter zu fördern, werde ich den Vorschlag des Ausländerbeirats aufnehmen und eine Antidiskriminierungsstelle in der Stadt einrichten. Wir müssen uns gegen jegliche Benachteiligungen einsetzen, unabhängig ob aufgrund des Alters, Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung oder der sexuellen Identität.“

Die Bürgermeisterin lädt Oberursels Bürgerinnen und Bürger ein, das Gespräch zu suchen: „Transparenz und Offenheit sind mir besonders wichtig, um Entscheidungswege nachvollziehbar zu machen. Die Ideen und Anregungen, die ich erhalte, sind sehr wertvoll für meine Arbeit. Das Feedback der Oberurseler dazu ist sehr gut, so dass ich die Beteiligungsformate in Zukunft weiter ausbauen werde. In Vorbereitung ist ebenfalls ein Vereinsportal in Zusammenarbeit mit dem Vereinsring, auf dem sich Vereine austauschen und bei Veranstaltungen unterstützen können. Denn gerade die Vereine tragen zum Miteinander bei und helfen Neubürgern, in unserer Stadt anzukommen,“ ist Antje Runge überzeugt.

Auch im Magistrat setzt die Bürgermeisterin darauf, dass sich im Miteinander die besten Lösungen für Oberursel ergeben. Der Ausbau von Kita-Plätzen kann nur gelingen, wenn ein gemeinsamer Master­plan der Verwaltung erstellt wird. Es geht neben den pädagogischen Konzepten sowohl um die Finanzie­rung, als auch um die Stadtplanung bei neuen Kitas oder Personalkonzepte für die Akquise von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Besonders gefreut hat sich die Bürgermeisterin, dass die Stadtverord­netenversammlung die Höhergruppierung für Erzieh­erinnen und Erzieher beschlossen hat, was sie trotz knapper Finanzen als Kämmerin unterstützt hat.

Ein weiteres dezernatsübergreifendes und inter­fraktionelles Thema wird die integrierte Stadtent­wicklung für die Zukunft sein. Denn bezahlbarer Wohnraum, Mobilität, Umwelt und soziale Themen müssen sich am Gemeinwohl orientieren und können nur durch die Zusammenarbeit aller Entscheidungs­träger auf den Weg gebracht werden.

Eine der großen Herausforderungen der nächsten Jahre wird es sein, Oberursel bei knappen Finanzen zu gestalten: „Ernüchternd ist immer der Blick auf die Haushaltslage. Wir brauchen starke Finanzen für eine stabile Stadtgesellschaft. Damit die Politik die Aufgaben priorisieren und entscheiden kann, gilt es, die Möglichkeitsräume aufzuzeigen“, so die die Bürgermeisterin, die zugleich Kämmerin ist. Sie bekräftigt, dass klare Zielformulierungen unter der Fragestellung ‚Wie wollen wir in Oberursel leben?‘ notwendig sind, um sie mit der Verwendung der Haushaltsmittel zu verknüpfen und auch den zukünftigen Generationen Oberursels gerecht zu werden.

„Ich bin überzeugt, dass wir in Oberursel gut aufgestellt sind und gemeinsam die Zukunfts­potenziale angehen. Dabei freue ich mich immer wieder über die Offenheit, der ich begegne, sowohl von den Oberurselerinnen und Oberurselern, als auch von der Wirtschaft, die meine Impulse für soziale und nachhaltige Themen gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Hinter mancher meiner Wahl­versprechen konnte ich bereits einen Haken setzen und Projekte anstoßen bzw. Versprochenes um­setzen. Ein Wahlversprechen war es auch, Spar­samkeit und Nachhaltigkeit selbst zu leben und kein Dienstauto mehr zu nutzen. „Ab dem ersten Tag bin ich ausschließlich zu Fuß, per Fahrrad oder mit einem E-Auto aus dem städtischen Fahrzeugpool unterwegs. Passgenau auf den Tag läuft heute der Leasing-Vertrag für das Bürgermeister-Fahrzeug aus und verlässt nun auch die Parkgarage“, berichtet Antje Runge.

„Ich freue mich darauf, Oberursel in den nächsten Jahren tatkräftig und mit vielen gemeinsam zu gestalten“, schaut die Bürgermeisterin in die Zukunft.


Antje Runge

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