„Gedruckt zu Ursel“ – Vorstellung des neuen Buchs von Manfred Kopp
Seit fast 60 Jahren beschäftigt sich der Oberurseler Ehrenbürger, Pfarrer im Ruhestand und Lokalhistoriker Manfred Kopp intensiv mit der Geschichte der Buchdruckerei in Oberursel im 16. und 17. Jahrhundert. Für seine Forschungen und sein Engagement für die Geschichte ist er unter anderem mit der Bürgermedaille der Stadt Oberursel (Taunus) und dem Saalburgpreis für Geschichte und Heimatpflege des Hochtaunuskreises ausgezeichnet worden. Mit der aktuellen Publikation „Gedruckt zu Ursel“, herausgegeben durch den Hochtaunuskreis und die Stadt Oberursel, zieht er eine Bilanz seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit. Auf 155 Seiten und mit zahlreichen Abbildungen stellt er die Geschichte des Buchdrucks in Oberursel allgemeinverständlich dar – von den Anfängen 1557 bis zum Ende der Oberurseler Buchdruckerei 1626. Die gedruckte Darstellung findet ihr Pendant in einem umfassenden Katalog der Oberurseler Drucke, der unter www.ursellis.de frei zugänglich ist.
Bürgermeister Hans-Georg Brum und Landrat Ulrich Krebs freuen sich über die Publikation: „Mit dem Buch wird ein wichtiger Baustein der Oberurseler Stadtgeschichte und der Geschichte der Region an Rhein, Main und Taunus ausführlich beleuchtet. Wir danken Manfred Kopp für sein Engagement. Ebenso bedanken wir uns bei den Förderern, die durch ihre Unterstützung den Druck ermöglicht haben: dem Förderverein Kreisarchiv des Hochtaunuskreises und den Stadtwerken Oberursel.“ Das Buch ist zum Preis von 20 Euro im Kreisarchiv des Hochtaunuskreises und im örtlichen Buchhandel erhältlich.
Manfred Kopp zu seinem Buch:
1962 habe ich, Manfred Kopp, damals Student der Theologie, auf Anregung von Stadtrat Wilhelm Wollenberg und Bürgermeister Heinrich Beil mit den Nachforschungen zur Geschichte der Oberurseler Druckerei begonnen. Die ersten Ergebnisse konnten zum Stadtfest 1964 als Buch vorgelegt werden. 1990, wieder zu einem Stadtjubiläum, erschien „Die Druckerei zu Ursel, 1557 – 1623, Versuch eines Porträts“ mit den Ergebnissen der jahrelangen Forschung: Alle nachweisbaren Dokumente und ein Verzeichnis mit 445 Drucken, ihren Titelblättern und ihren Fundorten, waren zusammengestellt. Zu dieser Zeit setzte mit der Digitalisierung eine rasante Erschließung von Bibliotheksbeständen ein. Die bibliographischen Beschreibungen wurden präzisiert, in Ländergrenzen übergreifenden Datenbanken gesammelt und im Internet einsehbar. So sind derzeit im „Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienen Drucke des 16. Jahrhunderts“ (vd 16) 106.000 Titel aus 333 Bibliotheken zu finden. Für das Verzeichnis der Urseler Drucke brachte diese Erschließung bisher 102 neue Nummern.
Die Erschließung der Bibliotheksbestände umfasst auch die Digitalisierung der einzelnen Drucke als Volltext. Das bedeutet, dass derzeit 366 Urseler Drucke im Internet original aufgerufen, gelesen, geprüft, und mit anderen Ausgaben verglichen werden können.
Nach 30 Jahren - und meinem inzwischen hohen Lebensalter - wird erneut ein stark erweitertes und verbessertes Ergebnis vorgestellt. Dabei nutze ich beide Medien, Buch und Internet, nebeneinander. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Geschichte gerne in Buchform gelesen wird. Man kann sich Texte und Bilder in Ruhe einprägen, kann einzelne Themen auswählen und Gedankengängen folgen.
Das Verzeichnis der Drucke im Internet, www.ursellis.de wird dagegen für die gezielte Recherche am Arbeitsplatz genutzt und erlaubt auch in regelmäßigen Abständen Berichtigungen, Ergänzungen und Neuaufnahmen. Noch ist ja die Digitalisierung mit den Erweiterungen im vollen Gange. Heute wird nun das Buch vorgestellt und freut sich auf interessierte Leser, die nicht nur Bekanntes wiederfinden, sondern tiefer in die Geschichte eindringen wollen.
Da ist die Frage, warum in Oberursel so früh eine Druckerei mit einer Presse gegründet und betrieben wurde, obwohl in Frankfurt mindestens sechs Druckereien mit 26 Pressen alle Aufträge erledigen konnten. Da sind in den 60 Jahren des Bestehens der Wandel im Berufsbild des Druckers und die wachsende Bedeutung des Verlegers zu erkennen. Wo Nicolaus Henricus als Solist arbeitete, vom Autorenkontakt, der Herstellung und der Gestaltung der Drucke bis zum Vertrieb der Bücher auf den Messen in Frankfurt, da waren in den letzten Jahren vor der Zerstörung 7 Personen beteiligt: Eigentümer, Drucker und mehrere Verleger.
Unter den In Ursel gedruckten Büchern nehmen die halbjährlich zur Frankfurter Messe erscheinenden Nachrichtensammlungen, die Messzeitungen, einen besonderen Platz ein. Sie sind die Vorläufer der Wochen- und Tageszeitungen, deren stürmische Entwicklung sich bereits abzeichnete. Ein jetzt abgeschlossenes Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft klärt auch die Bedeutung der Urseler Buchdruckerei. Von der Darstellung des Themas im Buch, kann der Leser mit wenigen Klicks über www.ursellis.de den Weg zu den Originalen finden und dort die „Nachrichten“ lesen.
Für das bisherige Rätsel, wieso Cornelius Sutorius in wenigen Jahren 17 Reiseführer und Atlanten mit Kupferstichen in seiner Druckerei herstellen konnte, neben seinem bereits umfangreichen „normalen“ Programm, biete ich eine Lösung: Durch Druckvergleich konnte ich feststellen, dass die Kupferstiche mit den erläuternden Texten in Köln gedruckt wurden. Als 5 Jahre später noch ein großer Teil der Auflage nicht verkauft war, übernahm es Sutorius, mit neuem Titelblatt, verändertem Vorwort und unter dem Druckort „Ursellis“ die vorhandenen Bestände als „Neuausgaben“ auf der Messe anzubieten. Insgesamt eröffnet die Kombination von Geschichte im Buch und Verzeichnis im Internet mit dem Zugang zu den originalen Drucken dem Leser, der Leserin, bisher unbekannte Möglichkeiten zur eigenen Spurensuche. Das Fenster in einen bedeutenden Abschnitt der Oberurseler Stadtgeschichte ist weit geöffnet. Hans-Georg Brum Bürgermeister
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