Der 27. Januar, der Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, wird seit 1996 als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus begangen. Er steht für eine beständige Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und an Schuld und Verantwortung der deutschen Bevölkerung. 2022 jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 77. Mal.
Die Stadt Oberursel erinnerte in Kooperation mit der Initiative Opferdenkmal e. V. und der Gesellschaft Christlich-Jüdischer Zusammenarbeit Hochtaunus in einer Gedenkstunde mit Kranzniederlegung am Opferdenkmal an der Hospitalkirche der Geschehnisse.
Bürgermeisterin Antje Runge in ihrer Rede: „Auschwitz steht für millionenfachen Mord, für eine bis ins Letzte durchgeplante Vernich-tungsmaschinerie, für Unmenschlichkeit schlechthin. Heute ist ein Tag, an dem wir innehalten, gedenken und uns erinnern. Wir erinnern uns an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Menschen mit Behinderungen, Opfer der Euthanasie, Homosexuelle, an politische Gefangene, Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Wir gedenken derer, die Widerstand leisteten oder Verfolgten beistanden und diese mutige Tat mit ihrem Leben bezahlen mussten. Und wir denken an diejenigen, die schwer traumatisiert überlebt haben und doch an ihr zerbrochen sind. Wir tragen die Verantwortung, das Geschehe nicht zu vergessen. Dieses Gedenken richtet sich an die Zukunft, denn der Zulauf zu Antisemitismus, Rechtsextremismus, Rassismus, Hass und Hetze sowie der Versuch, die Gesellschaft zu spalten, nehmen erschreckend zu und machen deutlich, dass wir heute nicht immun gegen menschenverachtendes und demokratiefeindliches Handeln sind. Als Demokratinnen und Demokraten müssen wir uns dafür einsetzen, dass alle Menschen, auch hier in Oberursel, gut und sicher leben, wir uns für Vielfalt und Toleranz einsetzen. Wir sind verpflichtet, die Lehren aus dieser Zeit an die zukünftigen Generationen weiterzugeben.“
Annette Andernacht von der Initiative Opferdenkmal e.V. bekräftigte in ihrer Rede den Aufruf, die folgenden Generationen in das Mahnen einzubinden und verwies dabei auf die 71 Opfer aus Oberursel mit einem Zitat von Margot Friedländer, die kürzlich verstorbene Zeitzeugin: „Dass ihr die Zeitzeugen werdet, die wir nicht mehr lange sein können.“
Angelika Rieber von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus verwies in Hinblick auf die nationalsozialistischen Verbrechen, welche große Bedeutung für den Umgang mit der Geschichte der Aufbruch in Oberursel vor 40 Jahren mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Nie wieder 1933“ hatte. „Das Gedenken und der Umgang mit der NS-Zeit verändert sich zunehmend, da immer weniger Zeitzeugen berichten können, neben feststehenden Gedenktagen müssen neue Gedenkformen gefunden werden“, so Angelika Rieber.
Tibi Aldema von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus sprach zum Gedenken ein jüdisches Gebet für die Toten. Im Anschluss legte Bürgermeisterin Antje Runge einen Kranz am Opferdenkmal nieder. Die Gesamtveranstaltung endete mit einem interreligiösen Gottesdienst zum Gedenken an alle Opfer in der St. Ursula Kirche.
Antje Runge
Bürgermeisterin
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