Nach 37 Jahren in städtischen Diensten wurde die Leiterin der Stadtbücherei, Claudia Hannes, heute in den Ruhestand verabschiedet. „Die Stadtbücherei ist eine der größten Bildungs- und Kultureinrichtungen unserer Stadt mit jährlich über 160.000 Besucherinnen und Besuchern und fast 360.000 Medienausleihen (vor Corona). Ich bedanke mich bei Claudia Hannes für ihre Fachkompetenz und ihr überdurchschnittliches Engagement, mit dem sie die Oberurseler Stadtbücherei zu einem Ort gemacht hat, an dem sich nicht nur „Leseratten“ gerne aufhalten. In unserer Bücherei stehen längst nicht mehr die Bücher im Vordergrund, sondern die Besucherinnen und Besucher. Sie ist ein ausgezeichnetes und beliebtes Aushängeschild von Oberursel. Ich danke Claudia Hannes und ihrem Team herzlich für die hervorragende Arbeit“, lobte Bürgermeisterin Antje Runge anlässlich der Verabschiedung.
Ausgezeichnet kann man wörtlich nehmen, denn der Bücherei wurde schon fünfmal (2004, 2006, 2011, 2017 und 2020) der Hessische Leseförderpreis verliehen. Seit 1999 zeichnet das Land Hessen damit jährlich Bibliotheken aus, denen es auf originelle Weise gelingt, Kinder und Jugendliche in die Bücherei zu locken. Das gelang Claudia Hannes und ihrem Team in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern, wie z. B. dem Kinderbüro, dem Schulwald oder dem ehemaligen Jugendbüro, immer wieder. 2020 wurden sie mit dem Sonderpreis für das digitale Angebot in der Pandemie ausgezeichnet. Auch hier war sie als Leiterin mit ihrem 15köpfigen Team kreativ und hat während des Lockdowns den Kontakt zu den Leserinnen und Lesern und vor allem zu den Kindern gehalten.
2003 feierte die Bücherei unter ihrer Leitung ihr 100. Jubiläum. „Claudia Hannes hat dazu beigetragen, dass sich die Bücherei von der einfachen „Buchausleihe“ zu einem Treffpunkt für alle Generationen unserer Bürgerinnen und Bürger mit einem modernen und umfangreichen Medienangebot, Computer-Arbeitsplätzen, Veranstaltungen und Ausstellungen entwickelt hat“, so Antje Runge weiter.
Dass sich die Oberurselerinnen und Oberurseler mit ihrer Bücherei identifizieren zeigt auch die Arbeit des Vereins „Freunde der Stadtbücherei“. Sie werden regelmäßig mit ausrangierten Medien versorgt, die dann im hauseigenen Flohmarkt zum Verkauf kommen und der Erlös kommt wiederum der Bücherei zugute. „Dieser Kreislauf zeigt den Gemeinsinn unserer Stadt, das Wissen um die Wichtigkeit von Kultur und Bildung. Dies alles ist auch der Verdienst von Claudia Hannes, der ich nun alles Gute für den Ruhestand wünsche“, bedankt sich die Bürgermeisterin.
Claudia Hannes studierte nach dem Abitur von 1980 bis 1984 öffentliches Bibliothekswesen an der Fachhochschule in Köln. Anschließend arbeitete sie als Buchhändlerin bei der Buchhandlung „Gonski“ in Köln.
Am 1. Juli 1985 begann sie ihre Tätigkeit als Diplom-Bibliothekarin in der Stadtbücherei Oberursel. Im Dezember 1986 wurde sie zur stellvertretenden Leiterin bestellt. Gemeinsam mit der damaligen Leiterin Beate Schwartz-Simon führte sie 1993, zum 90. Jubiläum der Stadtbücherei, die EDV ein. Die Ausleihe wurde von der Lochkartenverbuchung auf Computer umgestellt. Nach dem Weggang von Beate Schwartz-Simon übernahm Claudia Hannes am
1. November 1997 die Leitung und wurde gleichzeitig Ausbilderin für Nachwuchskräfte und Praktikantinnen und Praktikanten.
Auch die Planung und Durchführung von drei großen baulichen Erweiterungen und Veränderungen, gemeinsam mit ihrem Team, standen auf ihrer Agenda. Dabei wurden immer gesellschaftliche Trends und Entwicklungen erfasst und umgesetzt. Eines ihrer größten Projekte war 2002 die räumliche Erweiterung der Bücherei im 1. Stock mit der Einrichtung der Kinderbücherei und des Kinderbüros. Für das Konzept „Städtisches Kinderbüro in der Kinderbücherei“ wurde die Bücherei im gleichen Jahr mit dem Hessischen Bibliothekspreis ausgezeichnet.
Außerdem plante und organisierte sie zahllose Bücherei-Veranstaltungen und bearbeitete die Lektorate Belletristik, Kunst und Fremdsprachen.
Ihr 25. Dienstjubiläum konnte Claudia Hannes bereits am 20. April 2010 feiern. Damals freute sie sich auf viele neue und interessante Projekte und sah das E-Book und das E-Paper als wichtige Themen für die Zukunft - beides ist heute in der Bücherei schon Normalität. Der letzte große Meilenstein war 2014 für sie die Einführung der sogenannten RFID-Technik und damit die Möglichkeit der Selbstverbuchung von Medien an Terminals durch die Nutzerinnen und Nutzer. Damit wurde der Service-Gedanke der Bücherei erweitert und Wartezeiten erheblich verkürzt.
Noch etwas zum Schmunzeln: Claudia Hannes sagte einmal, dass sie „aus Zeitmangel selbst gar nicht so viel lese. Aber den Umgang mit den Menschen in der Bücherei habe ich immer sehr geschätzt.“ Auch sie war bei den Leserinnen und Lesern im Informationsdienst als kompetente Ansprechpartnerin immer sehr beliebt. Zum 1. April 2022 geht Claudia Hannes in den Ruhestand – dann bleibt ihr sicher mehr Zeit zum Schmökern.
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