2021 ist ein besonderes Gedenkjahr. Es erinnert an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, an das Leben und die Integration in die Gesellschaft ebenso wie an die Diskriminierung und Verfolgung. Mit der Verlegung von „Stolpersteinen“ möchte die Stadt ab September besonders seiner jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger und des jüdischen Lebens in Oberursel gedenken.
Ideengeber und Initiatoren sind die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus (GCJZ) und die Feldbergschule, die sich für das Projekt „Stolpersteine“ in Oberursel stark gemacht haben. „Stolpersteine“ gelten als das weltweit größte dezentrale Mahnmal. Die Stolpersteine sollen am letzten selbstgewählten Wohnort der damaligen Opfer gelegt werden. Sie erinnern an die Schicksale der früheren Bewohnerinnen und Bewohner vor den Häusern, in denen diese einst gelebt haben und führen das Schicksal der Opfer noch einmal eindringlich vor Augen. Die Idee dieses europaweiten Projekts baut darauf auf, dass die Steine aus der Bevölkerung finanziert werden und einzelne Personen und Organisationen Paten der Steine werden. Die Stadt unterstützt diese bürgerschaftliche Aktion. „Gerade angesichts der vielerorts angespannten aktuellen Situation, in der demokratische Prinzipien in Frage gestellt und Minderheiten offen diskriminiert werden, ist es wichtig, Flagge zu zeigen. Natürlich waren wir sofort bereit, uns an dem Projekt zu beteiligen und hoffen auf die Unterstützung aus der Bevölkerung. Das Engagement für eine weltoffene und tolerante Stadt, in der allen Menschen mit Respekt begegnet wird, hat in Oberursel eine lange und gute Tradition, insbesondere die offene Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus“, so Bürgermeister Hans-Georg Brum.
Seit 2007 erinnert bereits das gegenwärtig verhüllte Denkmal am Hospitalplatz an die Opfer der Verfolgung im Nationalsozialismus. In der „Initiative Opferdenkmal“ haben sich hunderte von Menschen in einer Vielzahl von Veranstaltungen über mehr als 10 Jahre engagiert, um das eindrucksvolle Denkmal an der Hospitalkirche realisieren zu können.
In ihrem Buch „Haltet mich in gutem Gedenken“ gibt Angelika Rieber, Vorsitzende der GCJZ Hochtaunus, den verfolgten, verschleppten und ermordeten Oberurseler Einwohnerinnen und Einwohnern wieder eine Identität und lädt dazu ein, sich an diese Menschen zu erinnern. Ergänzt wird dieses Angebot durch regelmäßige Führungen, in denen die Historikerin den Spuren früherer jüdischer Bewohner nachgeht und ihre Geschichte erzählt. Zukünftig sollen auch die Stolpersteine zur Erinnerung beitragen.
Als berufliche Schule, die alle Schulabschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur und für zwölf kaufmännische Ausbildungsberufe die Berufsschule anbietet, ist die Feldbergschule von gesellschaftlicher Vielfalt geprägt. Der Umgang und die Offenheit mit dieser Vielfalt ist für das Funktionieren des Schulalltags eine selbstverständliche Voraussetzung. Mit der Beteiligung an der Etablierung und Pflege der „Stolpersteine“ will die Schule ein Zeichen für die aktive Auseinandersetzung mit Werten, wie die Achtung der Menschenwürde, Meinungsfreiheit, eine freie Entfaltung der Persönlichkeit und Religionsfreiheit setzen. Den Schülerinnen und Schülern soll vermittelt werden, dass sich Verbrechen wie die des Nationalsozialismus nicht wiederholen dürfen und Verstöße gegen die Grundwerte auch im heutigen Schulalltag nicht tolerierbar sind.
Eine geplante Auftaktveranstaltung in der Feldbergschule musste aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Hier sollte auch die Idee des Künstlers Gunter Demnig erläutert werden. Er hatte die künstlerische Idee zu dem europaweit anerkannten Projekt der sogenannten Stolpersteine. Es macht, verbunden mit den Lebensgeschichten der Verfolgten und ihrer Angehörigen, auf eine wechselvolle Geschichte aufmerksam - und auf die Überlebenden und Angehörigen, für die die Stolpersteine wichtige Orte des Gedenkens sind. In Europa wurden bereits ca. 75.000 Stolpersteine in verschieden Ländern und Städten verlegt, der erste im Dezember 1992 in Deutschland in Köln.
Nun möchten die Initiatoren den 27. Januar, den Tag des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus nutzen, um für das Projekt zu werben. Ein #Spendenkonto wurde bereits bei der Stadt Oberursel eingerichtet. Es kann ab sofort für die Verlegung der #Stolpersteine und noch zu planende Begleit- und Informationsveranstaltungen rund um das Projekt gespendet werden auf das Konto bei der Taunus Sparkasse, DE65 5125 0000 0007 001592, Verwendungszweck Spende Projekt „Stolpersteine“.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es bei Angelika Rieber unter Angelika.rieber@t-online.deoder bei der Stadtverwaltung Oberursel, Andrea Einig, Tel. 06171 502 348 oder andrea.einig@oberursel.de.
Hans-Georg Brum
Bürgermeister
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